Die zahlreichen Bodenfunde beweisen, dass unsere Markung seit der Jungsteinzeit vor ca. 7000 Jahren, fortwährend von Menschen der unterschiedlichsten Herkunft und Kultur bewohnt war. Die "Bandkeramiker", sie waren die ersten sesshaften Bauern, dann Kelten und Römer, nutzten den ertragreichen Boden und das günstige Klima unserer Markung.
Im frühen Mittelalter, zur Zeit der alamannisch- fränkischen Besiedlung unsere Gegend, entstand aus dem Zusammenschluss mehrerer Gehöfte das Dorf Westheim. In diese Zeit fällt auch die Einführung des Christentums. Die erste schriftliche Erwähnung des Ortsnamens erfolgte um das Jahr 780. 1303 gelangt das Dorf in den Besitz der Grafen von Württemberg. Begünstigt durch seinen fruchtbaren Boden und den Fleiß seiner Bewohner gehörte der nun Kornwestheim genannte Ort zu den wohlhabensten des Landes.
Einen herben Rückschlag in seiner Entwicklung erlebte Kornwestheim im 30 -jährigen Krieg. Kampfhandlungen, Seuchen und Plünderungen raubten allen Wohlstand und ließen das Dorf nahezu veröden. Zu
Beginn des 18. Jahrhunderts wurde Kornwestheim zum Marktflecken erhoben. Dies bewirkte eine Vergrößerung des örtlichen Handwerks. In der folgenden Zeit erlebte der Ort eine wechselvolle Geschichte
mit Kriegs- und Friedenszeiten Jahre mit guter und schlechter Ernte.
Grundlegende Änderungen des durch die Landwirtschaft geprägten Ortsbildes und -lebens, traten erst zum Ende des 19. Jahrhunderts ein. Im Jahre 1891 gründete Jakob Sigle die spätere Schuhfabrik"
Salamander". Die mit modernen Herstellungsmethoden preisgünstig gefertigten Qualitätsschuhe finden zahlreiche Käufer. Die ständig wachsende Produktion erforderte den Bau ausgedehnter Fabrikanlagen
und für die große Zahl der Arbeiter mussten Wohnungen gebaut werden.
Etwa zur gleichen Zeit verlegte die Eisengießerei und Metallwarenfabrik Stotz ihre Werksanlagen nach Kornwestheim. Eine wesentliche Voraussetzung für den Betrieb beider Großunternehmen war die
bereits 1846 erfolgte Anbindung Kornwestheims an das Eisenbahnnetz und die Fertigstellung des ersten Kornwestheimer Rangierbahnhofs 1896. Der Bau des Landesgüterbahnhofs, er gehört zu den größten
Anlagen dieser Art in Deutschland, erfolgte in den Jahren 1912 - 1918.
Um Wohnraum für die Bahnbediensteten und ihre Familien zu schaffen wurden in den folgenden Jahren zahlreiche Wohngebäude errichtet. So wandelte sich Kornwestheim in nur drei Jahrzehnten vom
Bauerndorf zur Stadt. Die Einwohnerzahlen machen diese Entwicklung deutlich. Lebten 1890 ca. 2000 Menschen in Kornwestheim, so waren es 1931 im Jahr der Stadterhebung bereits 10 000. Der 2. Weltkrieg
brachte auch Kornwestheim schmerzliche Verluste an Menschen und materiellen Werten, doch kam die Stadt verglichen mit anderen Städten noch glimpflich davon.
Nach der Beendigung des Krieges erlebte die Stadt die schwere Zeit der Besetzung durch fremde Truppen und Mangel an allen Gebrauchsgütern. Zur selben Zeit mussten Tausende von Flüchtlingen aus dem
Osten aufgenommen werden. 1953 sind ca. 1/3 der nunmehr 22 000 Einwohner Heimatvertriebene. In dieser Zeit entstanden neue Stadtviertel in aufgelockerter Bebauung.
In den 80er Jahren veränderte sich die Struktur der ortsansässigen Industrie. Großbetriebe wurden aufgelöst und in neuerschlossenen Gewerbegebieten siedelten sich kleine - und mittlere Firmen an.
Begünstigt durch die starke wirtschaftliche Kraft der Stadt konnte in den vergangenen drei Jahrzehnten das Angebot an Schulen, Kindergärten, Sportstätten, Kultur- und Freizeiteinrichtungen ausgebaut
und verbessert werden.
Marco Nimsch †
2003, Archivar der Stadt Kornwestheim